Kirche St. Lukas in Bindersleben

Die Geschichte der Kirche

Aus der Chronik des Pfarrers Bertram erfährt man, dass Bindersleben vor 900 Jahren erstmals in einem erzbischöflichen Dokument erwähnt wurde und schon in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts als Küchendorf den Erzbischof belieferte. Eine Urkunde aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts belegt das Vorhandensein eines Gotteshauses. Der erste damals noch katholische Pfarrer war Albertus de Northusen (um 1310). Es wird vermutet, dass der heute noch vorhandene Taufstein ein Zeuge aus dieser Zeit ist und ebenfalls der Name unserer Kirche, die dem Evangelisten Lukas geweiht ist, aus dieser Zeit stammt.

Der Bau der zweiten Kirche mit Turm begann, der Überlieferung nach, 1491. Davon zeugt noch heute eine lateinische Inschrift an der Südseite des Turmes. Nach der Schilderung des Pfarrers Sahl war sie der Art der alten Kirche nachempfunden, bestand aus drei ungleichen Teilen und war baufällig und sehr dunkel. Das steinerne Lukasbild über dem jetzigen Turmzimmer und die Rundverzierungen der Brüstung des Außenganges am Fuße des Turmhelmes stammen aus dieser Zeit.

Am 6. August 1739 wird unter dem damaligen Pfarrer Sahl und Beteiligung weltlicher und kirchlicher Prominenz der Grundstein unseres bestehenden Kirchengebäudes gelegt. Am 21.Oktober 1743 erfolgt die Einweihung der christl.-evangelischen Kirche St. Lukas. Nachdem eine gebraucht angeschaffte Orgel mit ihrem Klang das Kirchenschiff nicht ausfüllte, beschloss man eine neue Orgel vom bekannten Orgelbaumeister Franziskus Volkland bauen zu lassen. Diese wurde von der Kirchegemeinde im Jahr 1751 in Auftrag gegeben und um das Jahr 1755 in Betrieb genommen. Zu dieser Zeit wurden auch drei neue Glocken installiert. Ein Grabstein in der Kirche und ein Bildnis im Gemeinderaum erinnern noch heute an Pfarrer Sahl, den Erbauer der Kirche.

Im Jahre 1876 wird unser Gotteshaus renoviert. Der Altarhintergrund wird ausgemalt, fünf Medallionbilder, welche die vier Evangelisten und Jesus mit der Dornenkrone darstellen, werden am Kirchenhimmel verewigt. Der Amtsvorsteher Bach stiftet ein Öldruckbild mit der Darstellung des heiligen Abendmahles. Zur neuerlichen Eröffnung singt  der Adjuvantenchor und der amtierende Pfarrer Quehl hält die Predigt.

Im 2. Weltkrieg wird unsere Kirche beschädigt. Ein Riss zieht sich durch die Wand des Giebels und lässt das Kirchenschiff auseinandertriften. Nachdem die Kirche nach Kriegsende weiter genutzt wurde, erfolgte Anfang der 60-er Jahre die baupolizeiliche Sperrung. Leider war unsere Kirche nun in Zeiten des Sozialismus dem Verfall preisgegeben. Besonders litt dabei die Volklandorgel, die Älteste ihrer Art im Stadtgebiet.

Mit dem Zusammenschluss beider deutscher Staaten gab es wieder Hoffnung für die stark ramponierte Kirche. Auf Drängen des Gemeindekirchenrates wird unter der Leitung von Pfarrer Schulz und Pfarrer Dietrich 1990 eine Einwohnerversammlung einberufen. Die Dorfgemeinde beschließt, die Kirche wiederaufzubauen. Erste Maßnahme ist die Beschieferung des Turmes 1990 durch Hobbybergsteiger. Am 21. Mai 1992 werden der Turmkopf und die Wetterfahne am Kirchturm angebracht. Es folgt die Neueindeckung des Daches. Nachdem Anbringen eines Ringankers, der das Auseinandertriften des Kirchenschiffes verhindern soll, werden die Fassade und Fenster erneuert. Während der Renovierung des Innenraumes, werden Deckenmalereien, die aus der Zeit um 1743 stammen, entdeckt. Nach dem Erneuern des Fußbodens und der Installation einer Bankheizung gelingt es auch im Jahr 2003 die nun freigelegten Malereien der Decke zu restaurieren. Langsam wird aus unserer Kirche wieder ein Schmuckstück.

Den vorerst letzten Erfolg konnte die Gemeinde und der Orgelverein mit der Rekonstruktion der Orgel erringen. Alles begann mit der Idee, das barocke Instrument wieder zum Klingen zu bringen. Im Jahr 2002 wurde ein umfangreiches fachliches Gutachten erstellt. Doch es dauerte weitere knapp 10 Jahre, bis im Oktober 2011 die Restaurierung durch die renommierte Firma Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH begann. Im ersten Bauabschnitt wurden unter aktiver Hilfe vieler Gemeindemitglieder die vier Keilbälge aus den Lagern gehoben und nach Dresden zur Rekonstruktion verbracht. Der Wiedereinbau erfolgt im April 2012. Im zweiten Bauabschnitt ging es hauptsächlich um den Ausbau und die Reinigung des Pfeifenwerkes und die Restaurierung der Windladen, später wurde noch das Manual und Pedal hinzugefügt. Im dritten Bauabschnitt ab Juli 2014 wurden die Metallpfeifen rekonstruiert und teilweie komplett neu erstellt. Dies, wie ebenso die Restaurierung der Holzpfeifen im Baubaschnitt 4 war sehr aufwändig und unterlag wiederkehrender Klärung von Fragen zur Disposition der Orgel wie auch dem langwierige Studium historischer Unterlagen anderer Volckland-Orgeln. Groß war die Freude, also im Juni 2017 der fünte Bauabschnitt initiiert wurde. HIer ging es um die für den Laien mehr sichtbaren TEil der Orgel: Den Zimbelstern un der Prospektpfeifen. Letztere wurden 1917 zu Kriegszwecken eingeschmolzen und durch Frempfeifen wie auch "stumme" Pfeifen ersetzt. Endlich, 101 Jahre nach diesem Geschehen ist das Prospekt wieder einsatzfähig und dem Original nahe. Am Ende wurde noch die Einhausung des Prospektes wunderschön wiederhergestellt.

Und seit dem 17. Sonntag nach Trinitas, dem 23. September 2018, erklingt die Orgel wieder in voller Schönheit. Dank der vielen Spender aus Gemeinde und Gesellschaft und dem unermüdlichen Einsatzes des Orgelvereins und Pfarrer Pappe wurde das Vorhaben zu einem klangvoll und optisch schönem Ende geführt.

Somit ist unsere Kirche durch das Engagement vieler wieder ein würdiger Mittelpunkt des Ortes Bindersleben. Und die Geschichte geht weiter....

Der Gemeindekirchenrat Bindersleben-Gottstedt

für Bindersleben:

  • Uwe Mellich

für Gottstedt:

  • Klaus-Michael Wiegand (Vorsitzender)